Im Bundesstaat Virginia kam ein mit 57 Personen besetzter Bus von der Straße ab und überschlug sich. Dabei kamen nur vier Menschen ums Leben. Sieht man sich den Zerstörungsgrad an, ist dies Zahl wirklich sehr niedrig. (Bilderstrecke)

Hier ein Video vom Aufrichten:

Brutale Kräfte wenn man auf Gegenzug verzichtet.

Ålesund ist wahrscheinlich einer der schönsten Orte der Erde, und zudem ein Standort für Tung Redning, Schwere Technische Rettung, diese wurde inbesondere nach einem Gebäudeeinsturz von 2008, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen, ins Leben gerufen. Es kommen aber auch weitere Gefahrenpotenziale ins Spiel: beispielsweise fahren Unmengen von Touristbusse die Fjordlanschaften an, oft über windige und steile Straßen.

Ich hatte das Vergügen, zwei Tage mit der Feuerwehr Ålesund verschiedene Szenarien an einem Bus auszuprobieren – viele der dabei gewonnenen Erfahrugen waren für mich auch neu, und der beste Beweis dafür, dass man nicht als gegeben hinnehmen darf. (Bilderstrecke / pictures)

I had the honour and pleasure to spend two days with the Ålesund Fire Department (Norway), in which we tried a few scnenarios involving a bus.

Auf dem Übungsgelände sind ein Paar Busse vorhanden, einer davon liegend. Und so machten wir uns an drei Hebeszenarien, die nachfolgend in aller Kürze vorgestellt werden.

Der Seitlift: Hier kommen zwei Stück 10-Tonnen-Niederdruckkissen zum Einsatz. Primär ging es um das Hebeverhalten, und so haben wir auf Stabilisierung verzichet: / here is a side lift involving two 10 ton bags – minus stabilisation, as we wanted to „see what was happening“ only:

Davor hatten wir uns an der schweren Seite ausgetobt. Wichtigstes Werkzeug? Klappspaten. Damit einen Platz für das Hochdruckkissen geschafft, und mit einer Stütze eine Überbrückung zum Busrahmen geschaffen: / Lift on the heavy underside, using a strut to bridge the bag to part of the frame:

Nic

Nicht ganz unkritisch war dabei eine Naht, die hier langsam aufging – es galt, diese im Auge zu behalten: / here’s a seam breaking, which we had to keep an eye upon:

Nächster logischer Schritt war das Heben mit Niederdruckkissen – Wahnsinn, wie unterschiedlich das Heben auf der Unterseite (8 Tonnen) im Vergleich zur Dachseite (2 Tonnen) ist! / Next step was to introduce the low pressure bags

Hier übrigens die Gegenseite: Keile kann man nicht genug haben: / cribbing on the other side:

Die ganz große Offenbarung jedoch kam beim heckseitigen Längsheben. Wenn es auch nicht unbedingt sofort ersichtlich ist, ist dieses Foto meilensteinig : / It might not be obvious at first sight, but this picture is a bit of a revelation:

 

Wir haben hier ein perfektes Dreieck: die zwei Stützen, und der Unterbau rechts unten. Das Problem: der Bus ist an der Unterseite ungleich schwerer als an der Dachseite. Sobald wir das Gewicht dem Hebemechanismus (Kissen) wegnehmen und dem Stabilisierungsmechanismus übergeben, tritt ein unwahrscheinlicher Drall ein: der Bus will sich aufrichten, der schwere Unterboden will nach unten. Diese Bewegung wird durch Unterbauen (hier die Keile) verhindert, und es ist ein wirklich sauberer, wunderbarer Längslift möglich.

A triangle, uneven weight repartition, the heavy side rests on the cribbing.

Ganz zuletzt noch ein minimalistischer Lift. An der Unterseite eine Stütze, sowie Stütze und Hydraulikadapter: / here’s a minimalist lift: using a single strut and an extra strut plus hydraulic ram:

Gelernt? Auf der Gegenseite nicht nur einkeilen, sondern diesen auch richtig festmachen. 5 Erdnägel sowie Hölzer:

Das Einschlagen von Erdnägeln ist übrigens nicht ohne, aber das ist ein Kapitel für sich. / finally, learning to set ground anchors is a chapter of its own!

 

 

Nicht gut: Bus fällt auf Seite – vermutlich vom LKW verursacht – und rutscht in Säule einer Schilderbrücke. Sieht man sich die Bilder an, verwundert es, dass „nur“ die Hälfte der Insassen ums Leben kam. Richtig üble Lage. [Firegeezer]

Eine oft gestellte Frage ist die nach der richtigen Länge der Stützen. Leider kann man das nicht pauschal beantworten. Eine Sache ist jedoch sicher: bei einem Big Lift sollte die „Teleskopierbarkeit“ – das ist die Länge, die eine Stütze herausgezogen werden kann – mindestens 50cm (LKW auf PKW) oder 1 Meter (Bus auf Seite) betragen.

Das hat einige Gründe. Der wichtigste: der Lift geht in einem einzigen Schwung bevor man eventuell nachsetzen muss, entweder mit einer Verlängerung oder mit einer längeren Stütze. Das Nachsetzen sollte vermieden werden, da man dann kurzzeitig keine Abstützung hat. Zudem ist es immer so, dass der erreichte Freiraum weniger ist, als die Stütze herausgezogen wurde. Habe ich die Stütze beispielsweise 1m herausgezogen, so ist der erreichte Freiraum oft in der Größenordnung von ca. 70-80cm. Will ich also einen LKW um 40cm anheben, sollte man mindestens 50-60cm austeleskopieren können.

In folgendem Video sieht man gut, wie das funktioniert: Anheben mit Niederdruck-Kissen, die unter Druck stehenden Stützen (Ansatzpunkt Bus Längsprofil oben) laufen richtig lange mit, und ich kann zügig an die „tief“ eingegrabenen Opfer herankommen. Das zweite Video zwigt den umgekehrten Vorgang, beim Ablassen des Buses.

An often asked question is regarding the right length of the struts. For an underride situation, a Lift of at least 50cm extendability is recommended, and 1 metre for a Bus Lift. The main reason being that you can perform the lift in one single movement before having to add a new, longer strut, or an extension. The less you have to place new things, the faster you lift and the safer it is.

2-Acher Stadtbus Leer = 10 Tonnen. Fahrgestell = 8 Tonnen. Dachseite = 2 Tonnen. Dauert ewig bis S (Schwerpunkt) über den Kipppunkt kommt. Hier besonder gut zu sehen.

10 Ton bus with 2 tons on the roof side, ie 8 tons chassis. Shows well how long it takes for the point of gravity to cross the line.

Bus Lift Feb 11, Zadar, Croatia.

Folgende Situation: an der Unterseite des Buses die Funktionsweise des TVS erklärt. Dann rüber zur Dachseite und dort den Bus Lift gemacht. Es rumpelt, und allen wird klar: TVS vergessen, Bus auf TVS. Das TVS ist für 4,5 Tonnen bei Faktor 2 ausgelegt. Vertrauen ist gut, Kontrolle besser. Resultat: siehe Bilder. Druck auf TVS geschätzt 3-5 Tonnen. Der Ring des TVS hatte sich schön festgebissen – ein Paar mal auf den Boden stossen, und alles wieder einwandfrei. Und das alles vor laufender Kamera!

Inadvertently lifted a bus onto a TVS, which passed the test with flying colours. I estimate a pressure of 3-5 tons.

Erfreulicherweise habe ich endlich den Aufenthaltsort meiner vermissten Bilder vom Big Rig Rescue – Kurs im Juni 09 ausfindig gemacht. Diese Lage war besonders beeindruckend. Letztendlich gar nicht so übel, sah aber wüst aus.

Zu sehen: Schulbus auf Seite, LKW dachlings auf Seite vom Bus, PKW unterm LKW. Ziel: unter dem Bus drei Personen eingeklemmt, zweimal dachlings, einmal unter den Rädern. Tricky war das Anheben ohne Patienten zu zerdrücken. Klick für größere Ansicht

Inzwischen ein wenig Zeit vergangen, deshalb gesammelt als Nachtrag:

  • In Gross Umstadt kippte ein Linienbus auf die Seite (Einsatzbericht) – glücklicherweise wurde niemand unter dem Bus eingeklemmt. Insgesamt 8 Verletzte.
  • Trench in Delmenhorst: durch aus- oder unterspülten Untergrund kam das Erdreich in einer Baugrube ins Rutschen, der Arbeiter wurde bis zur Hüfte verschüttet. Rettungsversuche durch Ziehen waren erfolglos. Merke: ab Verschüttung in Knöchelhöhe niemals versuchen, den Patienten herauszuziehen.
  • In Heringsdorf (Schleswig-Holstein) rammte ein dänischer ICE einen Lastwagen – der Fahrer starb noch an der Unfallstelle.
  • LKW fährt auf LKW auf – Kabine abgerissen, Fahrer tot (Nonstopnews)

Erstaunlicherweise wurde niemand unter dem Schulbus eingeklemmt, als dieser umfiel. Zuvor war er von einem von Jugendlichen gesteuerten PKW gerammt worden, der soeben einen Fußgänger überfahren hatte und diesen tödlich verletzte. Ich stelle mir die vorgefundene Lage recht überwältigend vor. Infos und Fotos.